Jeder Mensch ist ein Künstler

Auch Katharina Sieverding ist hängengeblieben im rheinischen Künstler Honigtopf. Sie kam als unentschiedene junge Frau aus Prag, die sich zunächst mit Theater und Bühnenbild beschäftigte, auch hinter Bartresen ihren Unterhalt verdiente. Sie lernte Joseph Beuys kennen, lehnte dessen Angebot in seiner Klasse zu studieren aber zunächst ab. Unter dem Eindruck der politischen Geschehnisse nahm sie es später doch an. Dort war sie zunächst Außenseiterin in einer Männerwelt, die sich vornehmlich der Malerei widmete. Unübersehbar setzte sie dagegen ihre fotografischen Großformate in die Welt. Ihre Porträts blicken dutzend- und hundertfach von den Wänden. Oft erotisch, manchmal psychedelisch, zeitweilig androgyn, immer beeindruckend, sich den damals herkömmlichen Kategorien widersetzend. Sieverding hat das Beuyssche Diktum, dass jeder Mensch zum Künstler taugt um den Grundsatz erweitert, dass auch jeder Mensch Gegenstand künstlerischer Produktion sein kann. Sie hat Becher Schülern wie Gursky mit ihren Großproduktionen und damals noch verbrämten Farbfotos den Boden bereitet. Sie hat die Selbstinszenierung der heutigen Drag Szene vorweggenommen. Sie hat ein Leben gelebt, das von ihrer Kunst kaum zu trennen ist. Eine Pionierin der Moderne ist bis zum 23. März 2025 im Düsseldorfer K21 zu besichtigen.